Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Essen (ots)
Nach dem überraschenden Rücktritt von Thomas Kutschaty (54) glaubt nur eine Minderheit der Wahlberechtigten, dass die SPD in NRW künftig wieder mehr Vertrauen bei den Wählerinnen und Wählern an Rhein und Ruhr gewinnen wird. Dies berichtet die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (Freitagsausgabe). Kutschaty stand seit März 2021 an der Spitze der NRW-SPD. Nur 13 Prozent aller Wahlberechtigten in NRW glauben, dass der Rücktritt von Kutschaty eine Chance für die SPD ist. Das ist ein Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage unter mehr als 1000 Wahlberechtigten im Auftrag der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ).
Die geringen Erwartungen auf einen Neustart der Sozialdemokraten dürften auch daran liegen, dass viele Wählerinnen und Wähler zurzeit niemanden sehen, der für die Nachfolge Kutschatys geeignet wäre. Ganze sechs Prozent der Befragten können einen SPD-Politiker nennen, dem sie das Amt zutrauen. 9 von 1005 Befragten nennen Marc Herter, Oberbürgermeister von Hamm, vier Michelle Müntefering, Bundestagsabgeordnete aus Herne, und drei Nadja Lüders, SPD-Generalsekretärin aus Dortmund.
Fast ein Drittel der Befragten (31 Prozent) ist der Ansicht, dass die SPD nach Kutschatys Rücktritt weiter an Vertrauen verlieren wird, im Ruhrgebiet sind es sogar 36 Prozent, berichtet die WAZ. Selbst unter den Anhängern der SPD erwartet nur eine Minderheit von 30 Prozent, dass die SPD jetzt wieder mehr Vertrauen gewinnen könnte. 40 Prozent glauben hingegen, dass der Rücktritt keinen Einfluss auf das Vertrauen in die SPD haben wird.
Den Vertrauensverlust der SPD in NRW führen die Befragten laut der Forsa-Umfrage vor allem darauf zurück, dass die SPD den Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern verloren habe, die Partei wisse nicht mehr, welche Sorgen die Mehrheit der Menschen in NRW bewegen. Das meinen vor allem die Menschen im Ruhrgebiet. Zudem hat die Partei nach Meinung vieler Wahlberechtigter die Verankerung in der Wählerschaft vor Ort weitgehend verloren. Das Vertrauen zur SPD vor Ort wird daher derzeit generell als noch geringer eingeschätzt als zur Landespartei.
Rund zehn Monate nach dem Debakel bei der Landtagswahl, bei der die SPD mit 26,7 Prozent ihr historisch schlechtestes Ergebnis einfuhr, befindet sich die Partei nach Kutschatys Rücktritt in einer tiefen Identitätskrise. Laut der Forsa-Umfrage käme die SPD bei einer Landtagswahl aktuell nur noch auf 20 Prozent. Die CDU hingegen könnte auf 38 Prozent zulegen – bei der NRW-Wahl im Mai 2022 kam sie auf 35,7 Prozent. Dazu passt, dass 52 Prozent der Befragten mit der Arbeit von Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) zufrieden sind. Das sagen immerhin auch 44 Prozent der SPD-Anhänger.
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