Thyssenkrupp Steel: Gipfel der Verantwortungslosigkeit

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Zur heutigen Sitzung des Aufsichtsrats von Thyssenkrupp Steel Europe erklärt Felix Banaszak, Mitglied des Wirtschaftsausschusses:

Die heutige Aufsichtsratssitzung ist der traurige Höhepunkt einer Aneinanderreihung menschlicher Unanständigkeiten und sachlichen wie strategischen Irrsinns. Ursprünglich sollte heute eine Vereinbarung über die Finanzierung der Stahlsparte für die kommenden zwei Jahre geschlossen und damit etwas Ruhe in das turbulente Verfahren gebracht werden. Stattdessen führen Management und Anteilseigner des Thyssenkrupp-Mutterkonzerns den größten deutschen Stahlproduzenten final ins Chaos. Sie fügen mit diesem rabiaten Konfrontationskurs den Stahlstandort Deutschland, den Beschäftigten und ihren Familien und nach meiner Überzeugung auch dem Thyssenkrupp-Konzern selbst schweren Schaden zu. Dieses Vorgehen entbehrt jeder Rationalität und lässt fassungslos zurück. Es ist der Gipfel der Verantwortungslosigkeit.

Der Weggang der Vorstände Osburg, Grolms und Dr. Denneke-Arnold sowie der vier zentralen Aufsichtsratsmitglieder Gabriel, Wetzel, Eller und Dr. Schäffer sind eine schwere Hypothek für das Unternehmen. Sie sind ihrer Verantwortung in hoher Loyalität und Sachkenntnis nachgekommen und haben großen Dank für ihre Arbeit verdient.

Sämtliche Warnungen vor einer solchen Eskalation aus der Belegschaft, der Politik und von kundigen Beobachtern wurden konsequent ignoriert. Das allein ist bezeichnend. Dass selbst Bitten aus Bundes- und Landesregierung, die heutige Sitzung um einige Wochen zu verschieben, um Raum für weitere Gespräche zu schaffen, bei den Anteilseignern zu keinerlei Zweifel an ihrer Strategie geführt haben, dürfte in der deutschen Wirtschaftsgeschichte einmalig sein. Die Strategie lautet ganz offenbar: Mit dem Kopf durch die Wand. In der Regel bleibt allerdings am Ende die Wand stehen.

Mit den heutigen Entscheidungen ist nicht eine Frage geklärt und viele neue Fragen stehen im Raum. Hat der Thyssenkrupp-Konzern eigentlich eine industrielle Strategie über die blanke Zerstörungswut hinaus? Ist den Verantwortlichen bewusst, dass sie mit ihrem Vorgehen auch das Gelingen der Transformation der Branche insgesamt und damit auch das Zukunftsvertrauen einer Region im Wandel gefährden? Wie soll wieder Vertrauen entstehen, wenn ein solch rücksichtsloses Vorgehen an den Tag gelegt wird?

Auf den Stahlstandort Duisburg kommen unruhige Wochen und Monate zu. Wer auch immer formal Verantwortung für die weiteren Entscheidungen in Vorstand und Aufsichtsrat der Stahlsparte übernimmt, steht unter einem enormen Druck. Wenn die Erwartung des Mutterkonzerns weiter bleibt, dass eine Verselbstständigung des Stahlunternehmens zum Spartarif erreicht werden muss, ist das schon heute zum Scheitern verurteilt.

Es bleibt dabei, dass eine Zukunft des „Stahls“ nur denkbar ist, wenn alle ihrer – auch finanziellen – Verantwortung gerecht werden. Der Bund und das Land NRW haben mit der Förderzusage über zwei Milliarden Euro ihren Teil beigetragen. Jetzt muss der Mutterkonzern alle Zweifel ausräumen und unmissverständlich klar machen, dass er weiter hinter der Transformation des Standorts zur Klimaneutralität steht und die nötigen Investitionen sichert. Das sind die Verantwortlichen den Beschäftigten, der Region und auch der steuerzahlenden Allgemeinheit schuldig.

Original Quelle: Bündnis 90 / Die Grünen

Bilder Quelle: Pixabay / Copyright Bündnis90/Die Grünen

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